Ananastomate - Tomatensorte

Sie ist eine etwas herbe Schönheit. Im Vergleich zu anderen Arten hat sie eine Figur wie ein etwas zu üppig geratener Mensch mit "Schwimmring". Viele Menschen finden sie gleichwohl mindestens so schön wie die Venus von Willendorf, wenngleich sie an ihre Namensvetterin aus Milo nicht herankommen mag. Wer von ihr kostet, erfährt umgehend ein kulinarisches Aha-Erlebnis, das er fürderhin nicht mehr missen möchte. Die Ananastomate zieht jeden, der sie genießt, sofort in ihren Bann. Hierzulande noch bis vor kurzem wenig bis gar nicht bekannt, hält sie seit einiger Zeit Einzug auch in unsere Breiten. Schon in mancherlei Gewächshäusern und Folientunneln ist sie inzwischen Stammgast.

Herkunft

Heimat der Ananastomate ist die USA, am ehesten wohl Kentucky. Ein Mann namens Gleckler Seedmen soll sie um 1950 von Ohio aus nach Europa gebracht haben. Fest steht, dass sie wie andere Nachtschattengewächse (Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, Tabak und an die 2.700 weitere Arten) ein echt amerikanischer Ureinwohner ist. Von ihren Tomaten-Verwandten, von denen sie viele hat, denn es gibt Hunderte von teils sehr alten, teils noch ganz jungen Sorten, unterscheidet sie einige Charakteristika.

Die Pflanze ist noch wärmebedürftiger als andere, und sie gedeiht am besten, wenn sie streng eintriebig gezogen wird, während manche Tomatensorten bekanntlich sogar in Buschform gezogen werden können. Streng eintriebig gehalten, bringt die Ananastomate, die in den Staaten auch Pineapple Tomato genannt wird, außerdem die meisten Erträge, wobei sie insgesamt weniger ertragreich ist als andere Sorten. Ihre Früchte belohnen den Verzicht auf riesige Mengen allemal. Wie der amerikanische Name sagt, schmecken sie sehr süß und haben tatsächlich ein deutliches Ananas-Aroma. Die Schale ist relativ dünn, das Fruchtfleisch ist sehr weich und hat nur wenige Kerne. Über Größe und Gewicht gehen die Aussagen etwas auseinander. Meist wird die Größe mit etwa acht bis zwölf Zentimeter Durchmesser angegeben, womit sie den bekannten "Ochsenherzen" gleich, wenn nicht überlegen sind. Es wird aber auch von noch größeren Exemplaren berichtet. Als Höchstgewicht werden manchmal vierhundert, öfter sogar bis zu achthundert Gramm je Frucht angegeben. Es hängt letztlich vor allem von den Wachstumsbedingungen und von jahreszeitlichen Einflüssen ab. Über die Wuchshöhe gehen die Angaben relativ weit auseinander. Einige sprechen von durchschnittlich 160 Zentimetern, andere trauen sich 180 Zentimeter zu. Es sind aber auch Hinweise zu finden, die Pflanze könne zweieinhalb Meter hoch und sogar noch höher werden. Auch hier kommt es erkennbar auf Standort und Klima an.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Jay Hill (@hankhill68) am

Anbau und Pflege

Der schmackhafte amerikanische Gast ist kein Cowboy. Er liebt nicht die Prairie und das weite, offene Land, sondern zieht entschieden das Gewächshaus (oder einen Folientunnel oder ähnliche Installationen) vor. Es ist möglich, sie an ausgesprochen süd- und damit wärmeorientierten Standorten in Kübeln zu ziehen. Ein Dach über dem Kopf ist ihr aber allemal am liebsten, und wie alle Tomatenarten kann sie eines ganz und gar nicht leiden: Wasser auf dem Kopf! Wie alle Tomaten braucht sie zwar viel Wasser - aber, bitte, von unten. Im Freien platzen die Tomaten-Früchte leicht, und die Pflanze bringt sehr wenig Ertrag. Lässt man sie wachsen, entwickelt sie einige, aber nicht viele Seitentriebe. Um sie zu dressieren, muss bei der Ananastomate mehr noch als bei anderen Sorten darauf geachtet werden, sie sorgfältig auszugeizen, also alle, möglichst wirklich alle hervorspitzenden Seitentriebe zu entfernen. Da die Früchte sehr schwer werden, braucht der eine einzelne Stamm einen kräftigen Stab als Halt, während mancher herkömmlichen Tomate bekanntlich ein eher dünner Stecken als Stütze ausreicht.

Ernte

Ab Mitte Mai aus den vorgezogenen Samen vereinzelt, braucht die Ananastomate etwas länger als andere Sorten, bis sie langsam reif wird. Das kann schon 'mal vier Wochen länger dauern als bei ihren Mitbewerbern. Siebzig bis achtzig Tage sind das Minimum. Ab Ende Juli können die ersten Früchte reif sein, viele lassen sich deutlich mehr Zeit. Geerntet werden kann, bis der Frost kommt, bei Haltung im Gewächshaus auch deutlich länger. Es ist keine Seltenheit, wenn noch Ende November etliche der rot-orangen bis gelben Prachtstücke, deren Fruchtfleisch so schön marmoriert ist, gepflückt werden können. Im ersten Augenblick enttäuscht manche Gartenliebhaber, die sich zum ersten Mal eine Ananastomate zulegen, die Tatsache, dass ihre Früchte einen ziemlich weit ins Fruchtinnere reichenden harten Stiel haben. Außerdem bilden sie gerne, was allerdings auch bei anderen Sorten vorkommt, eine Art korkig wirkenden Boden aus. Die großen Mengen Fruchtfleisch allein von einem einzelnen Exemplar, sowie die Tatsache, dass bei der Verarbeitung weniger Abfall anfällt als bei anderen Sorten, gleichen das aber umgehend aus. Auf die aromatische Süße will der Liebhaber alsbald nicht mehr verzichten.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Brandi Kern (@kohlrabina) am

Verarbeitung und Kaufen

In der Küche haben Ananastomaten dieselben Rechte und Pflichten wie ihre Verwandten. Sie eigenen sich als Salat und als Grundlage für alle Arten von Suppen, Saucen oder Chutneys, und selbstverständlich sind sie gerne gesehene Mitarbeiter beim Pizza-Backen. Aufgrund ihres ungewöhnlich süß-aromatischen Geschmacks dienen sie vielen Liebhabern als köstlicher und erfrischender Obstersatz. So mancher Ananastomaten-Besitzer greift lieber zu einer dieser Tomaten als zu einem Apfel, wie man es sonst gerne einmal zwischendurch tut. Noch mehr als ihre Brüder und Schwestern ist die Ananastomate ein echter kulinarischer Tausendsassa. Samen sind heute im einschlägigen Fachhandel oder auch im Internet, wie beispielsweise hier, erhältlich.

Fazit

Auch wenn sie aufgrund ihrer Häuslichkeit und Wärmeliebe ein wenig als "Mimose" erscheint, ist die Ananastomate bei näherem Hinsehen in Wirklichkeit eher das Gegenteil. Sie ist ausgesprochen kräftig und resistent gegenüber allen möglichen Anfeindungen, denen andere Sorten öfter einmal erliegen. Sie kann früh ausgepflanzt werden (Kenner machen das oft nicht erst Mitte Mai, sondern vielfach sogar schon Ende April; aber Vorsicht: beim ersten Mal besser testen!). Sie bekommt nach bisherigen Erfahrungen keine Braunfäule und ist auch sonst wenig bis gar nicht anfällig gegen die üblichen Krankheiten.