Tomaten ausgeizen
Ob im professionellen Gemüseanbau oder für den Hobbygärtner, während der Sommersaison ist das regelmäßige Ausgeizen von Tomatenpflanzen eine wichtige Maßnahme, die eine ertragsreiche Kultivierung absichert. Denn diese zusätzliche Arbeit lohnt sich: Gewöhnlich sind es die kräftig in die Höhe wachsenden, einstämmigen Tomatenpflanzen, die mittelgroße bis große aromatische Früchte produzieren, bei denen das Ausgeizen von Seitentrieben angebracht ist. Doch längst nicht für alle Tomatenpflanzen ist das Ausgeizen von Vorteil für ihren Wuchs und eine effektive Fruchtbildung.
Was ist Ausgeizen?
Zur essenziellen Pflege von einstämmig wachsenden Stabtomatenpflanzen gehört neben dem Entfernen der Königsblüte auch die in den Blattachseln entstehenden Geiztriebe rechtzeitig zu entfernen. Noch als zarte Triebe werden die überflüssigen Seitentriebe an früchtetragenden Pflanzen einfach mit Daumen und Zeigefinger gekappt. Das Ausgeizen sollte an allen sich stark entwickelnden Hauptblattachseln geschehen, um die Blütenbildung an den Hauptzweigen und deren gesunden Wuchs dadurch zu unterstützen. Zahlreiche Gärtner vertreten die Ansicht, dass keine Notwendigkeit besteht, üppig wachsende Wild- und Buschtomaten auszugeizen, da sich diese Sorten auf natürliche Weise verzweigen und auch auf Seitentrieben reichlich qualitätsvolle Früchte bilden.
Im Gegensatz dazu sind einstämmig wachsende Pflanzen auf kräftige Seitenzweige angewiesen, um eine Vielzahl an qualitätsvollen, großen Tomaten zu bilden. Das Ausgeizen selbst erfordert keine tiefgründige Fachkenntnis, sondern diese einfache Methode der Pflanzenpflege kann gemeinsam mit dem Unterscheiden zwischen Haupt- und Seitentrieben sofort gelernt und angewendet werden.
Warum sollte man Tomaten ausgeizen?
Abgesehen von Cocktail Tomatenpflanzen, Buschtomaten oder Wildtomaten, die mehrtriebig sind, bilden die meisten einstämmigen Tomatenpflanzen während ihrer Blütezeit und Fruchtbildungsphase kleinere Triebe. Die sogenannten Geiztriebe entstehen an den Achselstellen zwischen den Hauptzweigen. Wenn diese Geiztriebe nicht entfernt werden, dann beanspruchen sie dieselben großen Mengen an Energie, Wasser und Pflanzendynamik wie die reichlich mit Blüten und Früchten beladenen Hauptzweige auch. Letztendlich bilden stark entwickelte Geiztriebe nur wenige Blüten und relativ kleine Früchte, sondern üben auch einen negativen Einfluss auf das Wachstum der Tomaten an den Hauptzweigen aus.
Geiztriebe sollten rechtzeitig abgezweigt werden, solang sie klein und schmal sind. Werden sie erst einmal kräftig und hart, muss mit einem Schneidegerät eingegriffen und der Geiztrieb durch einen glatten Schnitt entfernt werden. Oft passiert es auch, dass sich dann Hauptzweige nicht mehr von den stark entwickelten Seitentrieben unterscheiden lassen, die dann eventuell eigene Blüten gebildet haben und aus diesem Grund Nährstoffe, Wasser und vor allem Platz für sich beanspruchen. Das Ergebnis ist, dass sich die ursprünglich gesunde Tomatenpflanze nicht optimal entwickeln kann und die Fruchtbildung eingeschränkt oder gar unterbunden wird. Ein weiterer positiver Aspekt des Ausgeizens ist, dass dieses Vorgehen eventuelle Pilzkrankheiten an der Tomatenpflanze abwendet.
Wann sollte man ausgeizen?
Mit dem Ausgeizen kann man nach der ersten Blütenbildung beginnen, aber auf jeden Fall, sobald die Hauptzweige und die Bildungen von Seitentrieben deutlich erkennbar werden. Während der Blüte- und Austriebszeit ist regelmäßiges Entgeizen angesagt und sollte in der warmen Saison tatsächlich mindestens einmal wöchentlich durchgeführt werden. Auf diese Weise können die jungen Triebe beinah sofort entdeckt und problemlos entfernt werden, ohne dass die Tomatenpflanze zu Schaden kommt. Empfehlenswert ist, das Ausgeizen an trockenen Sonnentagen vorzunehmen. So kann sich die Pflanze besser und effektiver erholen und die Wunde an der Schnittstelle optimal verheilen. Ebenfalls wichtig ist, dass das Ausgeizen in den frühen Morgenstunden durchgeführt wird, so dass die Pflanze sich von diesem Eingriff im Laufe des Tages regenerieren kann.
Welche Triebe sollten entfernt werden?
Wie bereits erwähnt werden lediglich die jungen Triebe in den kräftig gedeihenden Blattachseln der Hauptzweige entfernt. Geiztriebe lassen sich gut erkennen, dass sie in einem Winkel von etwa 45° vom Hauptzweig aus den Blattachseln sprießen. Gewöhnlich haben sie einen tiefgrünen, feinen und saftigen Stängel, auf dem mindestens ein ebenso dunkelgrünes Blatt entsteht. Auf diese Weise konzentriert sich die Tomatenpflanze auf die Entwicklung der gesunden Haupttriebe, deren Blüten und Früchte, für die das gesamte Energiepotential der Pflanze verwendet wird. Somit wird nicht nur die Produktion von wohlgeformten und aromatischen Tomaten begünstigt, sondern auch das Höhenwachstum der Pflanze mit ihren Haupttrieben unterstützt. Das Ergebnis sind reichlich tragende Hauptzweige mit schönen aromareichen Fleischtomaten.
Wie oft sollte man Tomaten ausgeizen?
Die Bildung von Geiztrieben variiert je nach Tomatensorte und Alter der Tomatenpflanzen. Einstämmige Jungpflanzen bilden ab einer Höhe von etwa 35 cm erste Geiztriebe, bei älteren hochwachsenden Tomatenpflanzen ist die Frequenz der Geiztriebbildung umso höher. Gerade während der Blüte- und Reifezeit müssen Tomatenpflanzen immer wieder auf das Vorhandensein von Geiztrieben hin geprüft werden. Im Idealfall sollten diese bereits als kleine Jungtriebe entfernt werden, so dass sich die Pflanze mit ihren Hauptzweigen auch weiterhin ungehindert entfalten und entwickeln kann. Um eine ertragreiche Tomatenernte zu erzielen, empfiehlt sich deshalb eine regelmäßige Kontrolle der Pflanzen.
Tipp 1: Beim Ausgeizen sollten passende Gartenhandschuhe getragen werden, da Geiztriebe sehr safthaltig sind und beim Ausgeizen grünen Spuren an Fingern und Kleidung hinterlassen können.
Tipp 2: Die entfernten Geiztriebe bieten sich aufgrund ihres hohen Nährstoffgehaltes als natürliche Düngersubstanz an.
Welche Tomatensorten sollte man nicht ausgeizen?
Nicht alle Tomatensorten erfordern ein Ausgeizen. Notwendig ist es eigentlich nur bei den sogenannten Stabtomaten oder anderen großfrüchtigen Sorten. Diese bilden von Natur aus sowieso schon weniger Zweige, da sie eher in die Höhe streben. Dann gibt es noch jene Sorten, die auch ohne das Ausgeizen der Nebentriebe viele Blütenstände bzw. Blüten und etliche reife Früchte produzieren. Vor allem gilt das für Wildtomaten sowie hängend und buschig wachsende Sorten. Folgende Tomatensorten müssen nicht ausgebrochen werden:
Wildtomaten
Die Wildtomaten bilden den ganzen Sommer über neue, bis zu 20 cm lange Blütenstände. Außerdem verzweigen sie auch sehr stark. Aus den Blütenständen entwickelt sie dann etwa murmelgroße Früchte. Würde man jetzt die Seitentriebe ausbrechen, würde die Ernte sehr gering ausfallen. Wildtomaten können daher einfach bedenkenlos wachsen gelassen werden. Besonders ertragreiche Wildtomatensorten sind die gelbe oder rote Johannisbeertomate oder die „Rote Murmel“.
Buschtomaten
Auch für die Buschtomaten ist das buschige Wachstum mit etlichen Seitentrieben typisch. Manche Sorten, wie die Tumbling Tom Red, Balkonstar, Gold Nugget und Tumbling Tom Yellow, entwickeln aber weitaus größere Früchte als Wildtomaten. Sie können durchaus auch einmal bis zu 30 g schwer werden. Hier würde ein Ausgeizen ebenfalls den Ertrag mindern. Ganz nebenbei: Cocktail- und Strauchtomaten müssen ebenfalls nicht ausgegeizt werden.
Ampeltomaten
Diese Tomatensorte wächst ebenfalls sehr buschig. Sie muss jedoch nicht gestützt werden, sondern wächst in einer Pflanzenampel. Da bei dieser Pflanze das Bilden von Seitentrieben ausdrücklich erwünscht ist, wäre eine Entfernung der Seitentriebe kontraproduktiv.