Flavr-Savr-Tomate
Die Flavr-Savr-Tomate bedeutet „geschmackskonservierende Tomate“ und wird umgangssprachlich „Anti-Matsch-Tomate“ genannt. Sie soll länger am Stock reifen können und dadurch ihr volles Aroma entfalten, ohne schrumpelig zu werden. Die beworbenen verbesserten Eigenschaften der genveränderten Tomate, sollten dem Kunden zugutekommen. Leider wurden diese nicht ganz erreicht. Daher fanden sich kaum Kunden für die Flavr-Savr-Tomate. Heute hat sie praktisch keine Bedeutung mehr.
Geschichte
Die Anti-Matsch-Tomate war das erste genveränderte Produkt, das zum Kauf angeboten wurde. Sie kam 1994 in den USA auf den Markt und wurde 1997 wieder heruntergenommen. Die Bezeichnung „Flavr-Savr“ steht eigentlich nur für das patentierte Saatgut, welches 1988 von dem kalifornischen Unternehmen „Calgene Inc“ entwickelt und 9 Jahre später von „Monsanto“ aufgekauft wurde.
Tomaten werden hauptsächlich in Amerika, Italien, Spanien und Holland angebaut und haben von dort aus einen langen Weg zum Kunden vor sich. Der Verbraucher erwartet selbstverständlich unbeschädigte und voll gereifte Ware. Das ist gerade bei den weichen, empfindlichen Tomaten schwer zu bewerkstelligen. Sie müssen grün und unreif geerntet werden, um den Transport unbeschadet zu schaffen. Bevor sie dann im Laden angeboten werden können, müssen sie mit Ethylen begast werden, um den Reifungsprozess einzuleiten.
Um dieses Problem zu umgehen, wurde das Gen, was zum „Matschig werden“ führt, sozusagen ausgeschaltet. Das Gen, welches dafür verantwortlich ist, heißt „Polygalacturonase“ und greift die pflanzlichen Zellwände an und löst sie auf. Dieser Prozess mindert den Wert des Gemüses schnell und führt schließlich zum Verderben.
Um zu erreichen, dass dieses Gen nur noch in geringen Mengen produziert werden kann, wurde es aus der Tomate isoliert, kopiert und in umgekehrter Richtung wieder eingesetzt. Das Einsetzten funktioniert mittels Agrobakterien-System und wird in die DNA eingeschleust. An einem bestimmten Punkt im Reifungsprozess werden die Gene angeschaltet und der natürliche und der umgekehrte DNA-Strang verbinden sich. Dadurch wird die Produktion des Gens sozusagen abgefangen.
Vorteile
Die Flavr-Savr-Tomate bleibt nach dem Pflücken 14 Tage länger fest als herkömmliche Tomaten und müssen daher nicht mehr grün gepflückt werden. Das führt wiederum zu verbesserter Optik, besserem Geschmack und mehr Vitaminen. Zudem sind längere Lagerzeiten, sogar ohne Kühlung, möglich.
Der große Unterschied zu den meisten gentechnisch veränderten Pflanzen heutzutage ist, dass die Verbesserung für den Kunden gedacht war. Alle Genveränderungen, die heute genutzt werden, dienen vor allem dem Bauern, sind aber nicht zwingend gut für das Produkt selbst.
Weiterhin wurde der Anti-Matsch-Tomate kein artfremdes Gen eingebaut, sondern nur ein bereits vorhandenes kopiert und übertragen. Daher hat die zuständige Behörde die Tomate als genauso unbedenklich, wie alle anderen Tomaten, eingestuft.
Nachteile
Leider wurde die Anti-Matsch-Tomate ein Flop. Gründe dafür gab es einige. In den 1990er Jahren war noch wenig über Gentechnik bekannt und die Leute waren sehr skeptisch. Bedenken kamen vor allem auf, weil ein Resistenzgen als Selektions-Markergen genutzt wurde und nicht wieder entfernt wurde. Dieses codiert ein Protein, welches ein bestimmtes Antibiotikum unschädlich macht. Das bedeutet, bei einem Virus, könnte das Antibiotikum eventuell nicht mehr wirken. Jedoch wird dieses Antibiotikum schon lange nicht mehr verwendet und es gab nie Hinweise darauf, dass es die Bakterien wirklich resistent dagegen machen würde.
Außerdem konnten die Ziele bei der Veränderung nicht ganz erreicht werden. Sie war zwar länger haltbar, nachdem sie im Supermarkt angekommen war, jedoch wurde sie vorher, während des Reifungsprozesses, trotzdem weich. So wurde das Problem mit dem sicheren Transport nicht gelöst und sie musste doch mehr oder weniger grün geerntet werden. Das bedeutet, sie war auch nicht viel aromatischer oder vitaminreicher als die herkömmliche Tomate, nur viel teurer. Ein zusätzliches Problem war, dass die damalige Verarbeitungs- und Verpackungsindustrie nicht auf reife Tomaten eingestellt war und die Kosten für neue Maschinen beispielsweise, viel zu hoch waren. Die eher kleinen positiven Effekte waren weder den Aufwand, noch das Geld wert.